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Ortsteil Niederweidbach

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    Nach einer Urkunde im Codex Eberhardi aus der Zeit um 800 n. Chr. "übergab Berenwic seine Güter im Dorf Weidenbach samt Hecken, Wiesen, Weiden, Waldungen, Häusern, Hörigen und deren Nachkommenschaft dem heiligen Bonifatius". Er war der Schutzheilige des Klosters Fulda, für das die Güter bestimmt waren.

    Im Laufe des 12. Jahrhunderts fiel der zu dieser Zeit noch wenig begüterten Adelsfamilie von Solms das Gebiet auf der Altenkirchener Hochebene aus der Gleiberger Erbschaft zu. Die Grafen von Solms verstanden es, ihr ursprünglich kleines Herrschaftsgebiet zu einer ansehnlichen Grafschaft, dem Solmser Land, auszudehnen. Mit der Erweiterung und Festigung der Solmser Grundherrschaft gerieten auch die Bewohner in immer größere Abhängigkeit von den Grafen. Ludwig der Bayer verschrieb 1336 dem Grafen Johann I. von Solms und dessen Erben die unmittelbaren Reichsleute in der Grafschaft Solms. 1494 befreite Kaiser Maximilian die Grafen Otto und Philipp von Solms vom Gerichtszwang des Reichshofgerichts und allen anderen ausländischen geistlichen und weltlichen Hof- und Landgerichten. Damit hatte der Kaiser alle Rechte im Solmser Land verloren. Die Untertanen zu beschützen oder zu bestrafen, war allein Sache der Grafen.   Im Lauf der Jahrhunderte folgten noch weitere Privilegien, so dass die Grafen die absolute Landeshoheit in ihrem Herrschaftsgebiet gewannen, und alle Adligen innerhalb dieser Grenze waren in ihre völlige Abhängigkeit gelangt; sie wurden Lehensträger, Vasallen der Grafen. 119 Adlige wurden im fürstlichen Archiv Braunfels namentlich genannt, die im Solmser Land blieben und als Edelvasallen geführt wurden. Neben ihnen gab es Freibauern, die auf eigenem Grund und Boden wirtschafteten, die aber später in der Mehrzahl zu Hörigen wurden. 

     Während des 30jährigen Krieges waren die Grafen aktiv am Kriegsgeschehen beteiligt. Schon zu Beginn des Krieges wurden Bischoffen, Niederweidbach und Oberweidbach, Roßbach und Wilsbach als hessischsolmsscher Gemeinschaftsbezirk stark in Mitleidenschaft gezogen, Einquartierte und durchmarschierende Landsknechte schleppten die Pest ein, an der unzählige Einwohner starben. In dieser Zeit starben ganze Dörfer aus und wurden zu Wüstungen, Spuren keltischer und germanischer Besiedlung sind spärlich im Bischoffener Raum, doch die Sprachwissenschaftler haben ermittelt, dass die meisten Gewässernamen im Lahn Dill Kreis auf keltische Wurzeln zurückgehen.

    So verdankt neben Lahn und Dill, Lemp, Bieber und Perf auch das Flüsschen Aar seinen Namen den Kelten. Mit der Verdrängung der Kelten durch das Volk der Chatten und dessen Christianisierung beginnt die Kirche, im Aartal Fuß zu fassen, was sich im Namen und auch im Wappen der Großgemeinde dokumentiert.

    Doch nicht nur der Bischofsstab im Wappen der Bischoffener deutet auf die Rolle der Kirche in diesem Raum hin, auch die Niederweidbacher Heraldik lässt an das Christentum denken. Zunächst erscheint verwunderlich, dass sich im Niederweidbacher Wappen eine Muschel befindet. Wer sich, in Anbetracht der alles andere als küstennahen Lage des Ortsteiles, Gedanken über den Sinn dieser Darstellung macht, findet schnell des Rätsels Lösung, wenn er berücksichtigt, dass sich die Kirche in Niederweidbach über Jahrhunderte hinweg eines guten Rufes als Wallfahrtskirche erfreute.  Symbol der Pilgerschaften und Wallfahrer war eben besagte Muschel. Der kostbare, wenig bekannte Niederweidbacher Flügelaltarschrein zählt zu den herrlichsten spätmittelalterlichen Kunstschätzen unserer Heimat.

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